I don’t dance.

Der Radiosender NJOY machte den Mittwoch zu einem ganz besonderen Tag in der Stadt Oldenburg.

Oldenburg, eine Stadt, die manche Leute als „einzige Großstadt, bei der man im Zentrum den Duft von Gülle genießen kann“ beschreiben würden. Nun ist es nicht so, dass Oldenburg sprichwörtlich hinter dem Mond liegt, es ist nicht mehr der Bauer, der seine Frau durch die Gassen treibt, in Zeiten des Kapitalismus rennt er mit unzähligen Tüten hinter ihr her. Trotz dieser Entwicklung kann man bei Oldenburg von einem gewissen Charme sprechen.

NJOY machte die Stadt nun zur NJOY City, dem gewöhnlichen Namen Oldenburgs fehlte ein gewisser moderner Anglizismus. Und da Anglizismen cool sind, tummelten sich gleich coole Leute in der kleinen norddeutschen Großstadt. Jenix, Kuhlage & friends und die finnische eher unbekannte Band Sunrise Avenue vergnügten sich auf der Bühne der Weser-Ems-Halle.

Die Tickets waren für 5 € zu bekommen. Wer da nachrechnet, kommt vielleicht auf die Idee, was es bringt, wird Wetten, dass..? bei den Öffentlich Rechtlichen nicht mehr gesendet. Allein die Eröffnungsband des Abends ist mit westlichem Geld nicht zu bezahlen. Das mag auch an der Finanzkrise liegen, das weiß ich nicht. Kuhlage & friends, gegründet durch eine verlorene Wette stehen die Morningshow-Moderatoren Andreas Kuhlage und Jens Hardeland mit Band auf der Bühne und präsentieren hochmusikalische Ergüsse mit amüsanten Comedyeinlagen.

Hierbei darf man erwähnen, wie grausam es ist, wenn Konzerte günstige Tickets haben und Kinder kommen. Kinder. Kleine Mädchen, die unbedingt vorne mit ihren Freundinnen zusammenstehen möchten, sich aber kein Stück bewegen und sich den Titel des Charthits Sunrise Avenues als Vorbild nahmen. I don’t dance.  Sie müssen ins Bett, es sind noch keine Ferien. Tja! Dass ich am nächsten Tag auch die Schule hätte besuchen sollen, gehört nicht zu der Problematik. Im Laufe des Abends lichtete sich der Saal, Kinder wurden zu Runden Uhrzeiten von ihren Eltern aus der Menge gefischt und nach Hause gebracht. Hätten sie das schon vorher getan, wäre die Atmosphäre bei Kuhlage & friends vielleicht noch amüsanter geworden. Kinder verstehen einfach noch keinen Humor.  Ob ich mal Kinder möchte?

Also. Um diesen Auftritt zu toppen, wagten sich Jenix auf die Bühne, die rockige eigene Lieder präsentierten und wahrlich zu empfehlen sind. Ihre CD erschien im Juli, sie touren gerade durch Deutschland. Kein Wunder, dass sie da in Oldenburg, Verzeihung, NJOY City landen.

Die kleinen übriggebliebenen Mädchen schmachteten bereits unsäglich, sie wollten nun endlich die Jungs von Sunrise Avenue sehen, ihren Schweiß riechen und sie mit ihren Handykameras immer bei sich tragen.

Um die Wartezeit zu verkürzen, gab es kostenlose Shirts und andere Utensilien aus dem Hause NJOY von den Moderatoren unter das Volk geworfen. Der Deutsche liebt es, Menschen beim Sport zuzusehen und vor allem liebt er es, wenn es Etwas umsonst gibt.

Die Moderatoren waren bereits seit drei Uhr auf den Beinen, bis Sunrise Avenue um 21 Uhr die Bühne betritt, luden sie noch zur Aftershowparty. Manchmal glaube ich, ich bin alt. Ich liebe es, lange aufzubleiben, aber so etwas grenzt an purer Selbstaufgabe.

Sunrise Avenue spielten anderthalb Stunden inklusive Zugaben, es war ihr letztes Konzert diesen Jahres. Was soll man sagen? Diese Newcomer kennt man noch nicht. Die Texte ihrer „bekannten“ Lieder sind einem unbekannt. Wie soll die Show da schon sein. Fünf junge Männer mit allen Instrumenten des Rock auf einer Bühne. Musik. Was soll man da schon erwarten? Eine Band, in der alle gut singen können und auch Spaß verstehen? Es war verdammt öde. Ich weiß, da gehe ich mit anderen Kritikern nicht in dieselbe Richtung, aber ich kann mich auch nicht verstellen. Irgendwo hört es dann auch mal auf.

Am nächsten Tag, ein Donnerstag, saß ich im Bus zur Schule und fuhr am „Oldenburg“-Schild vorbei. Aus der Traum. Irgendwo hört es dann auch mal auf. Endlich wieder Landei. Wie habe ich es doch vermisst.

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